Die Empfehlungen von BAFU, Cercle Déchets und OKI vom 14.11.2017 «Sammlung
von Kunststoffabfällen aus
Haushalten» gehen von einer
stofflichen Ausbeute von mindestens 70% aus. Welche Kunststoff-Verpackungen sind überhaupt rezyklierfähig und wie definiert sich dies?
Die 70% stoffliche Ausbeute spiegeln das Prinzip der selektiven Separatsammlung. Demnach soll nur separat gesammelt werden, was auch stofflich verwertbar ist. Kunststoff-Verpackungen sind aber
nicht per se rezyklierbar. Im Bereich PET-Getränkeflaschen wird das Thema seit vielen Jahren durch die Industrie aktiv bearbeitet, damit möglichst alle auf den Markt kommenden Flaschen rezykliert
werden können. Drittmaterialien wie Silikon in Verschlüssen können grosse Rezyklat-Mengen vernichten, da sie die Qualität erheblich reduzieren. Bei den Kunststoff-Flaschen sind neu Guidelines
(«Dossier und Guidelines - Design for Recycling Kunststoff-Flaschen») für eine
verbesserte Rezyklierfähigkeit erarbeitet worden. Bei weiteren Fraktionen wie Tiefziehfolien für Lebensmittel werden oft Additive und Verbunde benötigt, die das Produkt besser schützen, die
Haltbarkeit verlängern und damit «Food Waste» verhindern, im Gegenzug aber eine stoffliche Verwertung verunmöglichen.
Die Guidelines wurden von Herstellern, Abfüllern, Inverkehrbringern, Sammlern und Recyclern gemeinsam verfasst und stellen somit einen konsolidierten Kompromiss der gesamten an der Wertschöpfungskette beteiligten Industrie dar. Die Guidelines verfolgen das Ziel, die Rezyklierfähigkeit von Kunststoff-Flaschen zu verbessern, damit das Recycling-Granulat (auch Regranulat oder Rezyklat genannt) eine marktfähige Qualität erreicht und dadurch wieder in den Kreislauf eingespiesen werden kann. Durch das Einhalten dieser Guidelines kann möglichst effektiv aus rezyklierten Kunststoff-Flaschen wieder einsetzbares Recycling-Granulat hergestellt werden.
Für den europäischen Markt existieren bereits Guidelines für recyclingfreundliche Kunststoffflaschen, welche als Grundlage für die vorliegenden adaptierten Guidelines dienen. Die Orientierung an bestehenden europäischen Standards ist gerade im Bereich es Recyclings eine wichtige Angelegenheit, denn ein Sonderfall Schweiz wird sich aufgrund der grossen Mengen an in Europa produzierten und abgefüllten Flaschen langfristig nicht durchsetzen.
Fazit
Mit den PET-Getränke- und den Kunststoff-Flaschen sind zwei rezyklierbare Fraktionen bereits separat erfasst. Ein Grossteil der restlichen Verpackungen
wie Schalen, Becher oder Folien lassen sich heute technisch nicht stofflich verwerten oder aber sie finden aufgrund der schlechten Qualität – oft verursacht durch Verbunde und Additive – keinen
Absatzmarkt als Rezyklat. Der Schlüssel zu mehr Kreislaufschliessung im Kunststoffbereich ist die vermehrte und verbesserte Rezyklierfähigkeit.
Die Qualität des gesammelten Haushaltskunststoffs ist entscheidend für die Effizienz und Effektivität der Kreislaufwirtschaft, damit diese nachhaltig stetig verbessert werden kann. Der VSPR hat darum u.a. zusammen mit dem Konsumentenforum neu die Broschüre „Plastikwegweiser - Wie wir Plastik im Kreislauf halten“ lanciert. Der Plastikwegweiser gibt einen Überblick über die Umweltauswirkungen durch Plastik, zeigt Lösungsansätze auf, beschreibt den Nutzen des Recyclings und gibt Tipps für Konsumentinnen und Konsumenten zum Sammeln von Haushaltsplastik. Die Broschüre kann bei Sammelpartnern bezogen und unter www.plastikwegweiser.ch bestellt resp. heruntergeladen werden.
Bei steigenden Mengen braucht es zwingend ein flächendeckendes Sammelsystem auf Basis der vom VSPR definierten Qualitätsanforderungen. Zu diesem Zweck arbeitet der VSPR mit über 80 anderen Organisationen im Projekt von Swiss Recycling «Sammlung 2025» zusammen. Ziel vom Projekt ist es, ein konsumentenfreundliches und national koordiniertes Sammelsystem für Kunststoff-Verpackungen und Getränkekartons auf freiwilliger Basis zu schaffen, welches Synergien optimal nutzt und alle Akteure der Wertschöpfungskette miteinschliesst dank der Erweiterten Produzentenverantwortung (EPV). Es soll ein hochwertiges Recycling ermöglichen und Trittbrettfahrer durch geeignete Rahmenbedingungen verhindern.
Dies entspricht auch dem Beschluss der UREK-S vom 17. Februar 2021: Die Umweltkommission des Ständerats spricht sich für eine schweizweite Sammlung von Kunststoffabfällen aus, um die Recyclingquote zu erhöhen. Sie lehnt jedoch die Einführung einer Steuer auf Verpackungen für Getränke und Reinigungsmittel ab. Weiter betont die Kommission, dass Lösungen gemeinsam mit Detailhändlern und Privaten gefunden werden sollen.
Mit dem Pact "Kreisläufe für Kunststoff-Verpackungen und Getränkekartons schliessen" haben sich auch über 80 Organisationen entlang der ganzen Wertschöpfungskette zur Schaffung dieses Ziels bekannt.
In einem kurzen Film des VDI Zentrum Ressourceneffizienz wird auf anschauliche Weise erklärt, wie die Aufbereitung von Kunststoffabfällen aus dem gelben Sack zu hochwertigen Kunststoff-Rezyklaten funktioniert und welche Bedingungen für eine echte Kreislaufschliessung notwendig sind.
Auf der einen Seite haben Kunststoffe als Werkstoff sehr vielfältige Anwendungsgebiete, in welchen sie ökologische Vorteile aufweisen oder sogar unverzichtbar sind. Auf der anderen Seite fallen Sie z.B. bei Verpackungen nach kurzem Gebrauch bereits wieder als Abfall an. Eine unsachgemässe Entsorgung kann sowohl die Umwelt als auch die Gesundheit gefährden. Das Potenzial zur Reduktion der Umwelt- und Gesundheitsgefahren besteht somit entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
Angefangen bei einem ressourcenschonenden Einsatz der Rohstoffe müssen Massnahmen ergriffen werden, die zu einem vermehrten Einsatz hochwertiger Kunststoffrezyklate, einer recyclinggerechten Konstruktion von Produkten und Verpackungen (Design-for-Recycling) als auch einem nachhaltigen, abfallvermeidendem Konsum kunststoffhaltiger Produkte führen. Zuletzt muss eine einheitliche und flächendeckende Erfassung der Kunststoffabfälle (Sammelsystem) eine hochwertige stoffliche Verwertung ermöglichen.
Der Aufbau einer ökologisch sinnvollen und ökonomisch vertretbaren Kreislaufwirtschaft führt zu einem umweltverträglichen Umgang mit Kunststoffen. Die Verbesserung wirtschaflticher und politischer Rahmenbedingungen ermöglicht kreislauforientierte Innovationen und fördert die entsprechend notwendigen Investitionen. Die europäische Kunststoff-Strategie geht den ersten Schritt in diese Richtung.
Der Begriff «Recycling» wird sehr unterschiedlich definiert und auch interpretiert, dies zurzeit sehr ausgeprägt im Zusammenhang mit der Sammlung und Verwertung von Kunststoffen aus Haushalten, vorwiegend bei Kunststoffverpackungen. Einerseits wird dadurch die Bevölkerung verunsichert, andererseits führt es auch immer wieder zu irreführenden Informationen und Kommunikationsmassnahmen verschiedenster Marktteilnehmer.
Basierend auf den Empfehlungen von BAFU, CD und OKI (Bundesamt für Umwelt, Cercle Déchets, Organisation Kommunale Infrastruktur) vom 14. November 2017 zur Sammlung von Kunststoffabfällen aus Haushalten sowie den grundlegenden Zielen der Allianz Design for Recycling Plastics kann der Begriff «Recycling» wie folgt definiert werden:
Recycling bedeutet eine hochwertige stoffliche Verwertung:
Ein Sammelsystem muss so ausgelegt sein, dass eine hohe stoffliche Verwertungsquote erreicht wird. Das Ziel ist, dass mindestens 70% vom Sammelgut stofflich verwertet werden. Eine minderwertige
Verwertung (Downcycling) ist keine Lösung und wird nicht angestrebt.